Nach fünf Tagen im Sattel gönnen wir uns heute einen Pausentag in Asahikawa, einer grösseren Stadt im Herzen von Hokkaido.
Nach unserer Ankunft in Wakkanai bauten wir die Velos wieder zusammen. Sie haben den Transport glücklicherweise bis auf ein paar Kratzer gut überstanden. In Japan gibt es kaum öffentliche Abfalleimer, also standen wir etwas ratlos am Bahnhof, ohne Möglichkeit, unsere Kartons loszuwerden. Wir wollten gerade mit dem ganzen Material losfahren, als uns ein Mexikaner ansprach, der seine eigene Veloreise durch Japan gerade beendet hatte und uns freundlicherweise die Kartons abnahm.

Wakkanai ist die nördlichste Stadt Japans. Von der Küste aus kann man bei gutem Wetter sogar bis nach Russland blicken. Die Stadt selbst wirkte eher verschlafen und ein wenig heruntergekommen, viele Schaufenster in der Innenstadt waren mit Holzbrettern vernagelt. Dafür grasten mitten zwischen den Häusern ganz entspannt einige Sikahirsche.


Am nächsten Tag begann unsere Reise dann offiziell, mit dem Velo der Küste entlang. Bereits nach 30 Kilometern erreichten wir Kap Sōya, den nördlichsten Punkt Japans.

Im hohen Norden fuhren wir meist auf den Hauptstrassen. Einerseits, weil kaum Verkehr herrschte, andererseits, weil wir die tiefen Wälder lieber mieden. Überall warnen Poster vor Braunbären, was uns doch etwas abschreckte. Wir sind zwar mit Bärenspray ausgerüstet, und unsere Velos sind mit Bärenglocken versehen, die ununterbrochen klingeln. Bis jetzt ist uns zum Glück noch kein Bär begegnet. Dafür mussten wir leider mitansehen, wie nur 15 Meter vor uns ein Hirsch von einem Auto erfasst und durch die Luft geschleudert wurde.



Die Temperaturen waren bisher sehr angenehm, meist zwischen 20 und 30 Grad. Nur heute war es mit 31 Grad schon ziemlich heiss, ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns weiter südlich an tropischer Hitze erwartet. Am Abend gönnen wir uns fast täglich einen Besuch in einem Onsen. Das sind traditionelle japanische Bäder, die es hier praktisch überall gibt und die wunderbar entspannend wirken.



Morgen geht es gut erholt weiter Richtung Süden, sofern uns der angekündigte Taifun in den nächsten Tagen nicht einen Strich durch die Rechnung macht. Vielleicht müssen wir uns bald einen sicheren Unterschlupf suchen.


